Gemeinsam mit Tobias Press von den Grünen Lübeck und Lena Mußlick, Geschäftsführerin des Landesverbands Frauenberatung Schleswig-Holstein e.V. (LFSH) habe ich die landesweite Fachstelle für Frauen mit Behinderung Mixed Pickles in Lübeck besucht.
07.07.2025
Frauen und Mädchen mit Behinderungen erleben häufiger Gewalt und Benachteiligung als Frauen ohne Behinderung – ob in Wohneinrichtungen, am Arbeitsplatz oder im Alltag. Diese besondere Gefährdungslage wird deshalb in der Istanbul-Konvention, der Europaratskonvention zum Schutz von Frauen und Mädchen vor Gewalt, ausdrücklich benannt. Der Schutz und die gezielte Gewaltprävention für diese Zielgruppe sind daher zentrale gesellschaftliche Aufgaben, die von Bund, Ländern und Kommunen gemeinsam umgesetzt werden müssen. Die Landesstrategie zur Umsetzung der Istanbul-Konvention wurde am 13. Mai vom Kabinett verabschiedet. Im Januar hat der Landtag ein 3,5 Millionen-Paket für den verbesserten Gewaltschutz verabschiedet, für das ich mich in den Haushaltsverhandlungen sehr stark eingesetzt habe.
Meine Rede dazu findet ihr hier .
So konnte ich auch erreichen, dass Mixed Pickles als landesweite Fachstelle ab diesem Jahr ca. 45.000 Euro zusätzlich für ihre wichtige Arbeit bekommen und im Finanzausgleichsgesetz des Landes finanziell mit anderen landesweiten Fachstellen gleichgestellt wird. Mein weiteres Ziel lautet:
„Der Schutz von Frauen mit Behinderungen braucht einen neuen Fokus. Ich möchte diesen Schwerpunkt in der zweiten Hälfte der Legislatur setzen – mit Blick auf das Gewalthilfegesetz, dessen Bestimmungen teilsweise zu 2027 erfüllt sein müssen.“ An dem Gespräch in den Räumlichkeiten in der Lübecker Schmiedestraße nahmen neben Mixed Pickles-Geschäftsführerin Kathrin Ziese und Projektreferentin Alexsandra Karadeniz auch zwei Expert*innen in eigener Sache teil. Durch den erhöhten Landeszuschuss steigt die Förderung von Mixed Pickles von 67.844,53 Euro (2024) auf 114.714,84 Euro (2025). Damit soll die landesweite Angebotsstruktur von Mixed Pickles ausgebaut werden. Geplant ist die Einstellung einer Frau* mit Behinderung für den Bereich Gewaltschutz und Beratung von Fachstellen, zeigte sich Kathrin Ziese dankbar für die Unterstützung:
„Doch wir brauchen noch einen langen Atem, damit Frauen* und Mädchen* mit Behinderungen sicher und selbstbestimmt leben können und vor Gewalt geschützt werden. Hierfür braucht es noch weitere Suse-Netzwerke oder vergleichbare, spezialisierte Strukturen, die in ganz Schleswig-Holstein flächendeckend verfügbar sind." In die gleiche Kerbe schlug auch Lena Mußlick, Geschäftsführerin des Landesverbands Frauenberatung Schleswig-Holstein e.V.:
„Frauen mit Behinderungen erleben zwei- bis dreimal häufiger sexualisierte Gewalt als Frauen im Bevölkerungsdurchschnitt. Sie müssen flächendeckend barrierefreien Zugang zu Schutz und Hilfe haben." Gesprochen haben wir unter anderem auch über die Situation von Frauen* und Kindern mit Behinderungen in Frauenhäusern, über die Rolle der Frauenbeauftragten der Werkstätten und über Förderzentren und inklusiven Kinder- und Jugendschutz sowie die Sensibilisierung von Fachkräften (Beratungsstellen, Polizei, Justiz...) für die Bedarfe von Frauen und Kindern mit Behinderungen. Hier findet ihr eine aktuelle Studie zu Gewalt und Gewaltschutz in Einrichtungen der Behindertenhilfe und Werkstätten für Menschen mit Behinderungen.
Mir ist klar, dass wir noch ein ganzes Stück Arbeit vor uns haben, wenn wir den Schutz von Frauen mit Behinderung gewährleisten wollen. Ich möchte mich diesem wichtigen Thema annehmen: mit der Stärkung von Mixed Pickles sind wir Anfang 2025 einen ersten wichtigen Schritt gegangen. Weitere müssen folgen. Vielen Dank für den Austausch und diese wichtige Arbeit an alle Gesprächspartner*innen.
Hintergrund: Der Verein Mixed Pickles wurde 1996 von Frauen* mit und ohne Behinderungen gegründet. Das Ziel war dabei, die Lebenssituation von Mädchen* und Frauen* mit und ohne Behinderungen zu verbessern und Maßnahmen zur Stärkung zu entwickeln und durchzuführen. Der weitere Auftrag des Vereins war, die Selbstvertretung von behinderten Frauen* zu fördern und die Öffentlichkeit für die Probleme, denen sie gegenüberstehen, zu sensibilisieren sowie Diskriminierungen und Benachteiligungen abzubauen. Seitdem setzt sich Mixed Pickles e.V. für Selbstbestimmung, Teilhabe und Inklusion ein. Als dreijähriges Modellprojekt gestartet, verfügt Mixed Pickles heute über ein Landesnetzwerk für Mädchen* und Frauen* mit und ohne Behinderungen in Schleswig-Holstein, betreibt inklusive Mädchen*- und Frauen*arbeit sowie Kinder- und Jugendarbeit, koordiniert den offenen Ganztag am Lübecker Förderzentrum Maria-Montessori-Schule und bietet Assistenzleistungen im Wohn- und Sozialraum. Dabei schätzt Mixed Pickles die Vielfalt und Verschiedenheit aller Menschen sowie Lebensweisen und setzt sich mit feministischer Haltung für ein Miteinander ohne Gewalt und Diskriminierung ein. Durch die unterschiedlichen Arbeitsfelder kann Mixed Pickles eine breite Palette an Angeboten für und mit Mädchen* und Frauen* mit und ohne Behinderungen bereitstellen. Weitere Informationen unter www.mixedpickles-ev.de/