11.06.2025
Anlässlich des Internationalen Frauentages hatte der Arbeitskreis Frauengesundheit im Norden Schleswig-Holsteins eine tolle Veranstaltung mit Infoständen und Podiumsdiskussion im Bürger*innensaal des Kreishauses Schleswig-Flensburg auf die Beine gestellt. Bei der Veranstaltung dabei zu sein war mir wichtig, denn das Thema Frauengesundheit beschäftigt uns im Sozialausschuss des Landtages seit Beginn der Legislatur: von Endometriose und Stärkung des Wissens zu den Auswirkungen von Menstruation, über geschlechtssensiblere Medizin und Forschung bis hin zu Geburtshilfe, Selbstbestimmung schwangerer Frauen, Hebammengeleiten Kreissäalen und den Zugängen und der Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen. Hier findet ihr meine Rede aus dem Dezember-Plenum dazu.
Seit 1987 erinnert der Internationale Tag der Frauengesundheit am 28. Mai an die spezifischen Bedürfnisse und Herausforderungen von Frauen weltweit. Noch immer gilt Frauengesundheit in vielen Bereichen als Tabuthema. Umso wichtiger ist es, dass sich der AK Frauengesundheit mit Nachdruck dafür einsetzt, Diskriminierung entgegenzuwirken und in der Region mit Krankenhäusern, Ärzt*innen und Hebammen im Gespräch zu bleiben, um drängende Fragen der Versorgung aufzugreifen und Veränderungen kritisch zu beleuchten.

Im Mittelpunkt der Veranstaltung unter dem Motto "Frauengesundheit HIER, JETZT und in der Zukunft!?" stand die Frage, welche Auswirkungen aktuelle Entwicklungen im Gesundheitswesen – insbesondere im Hinblick auf die vom Bundestag und Bundesrat beschlossene Krankenhausreform (Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz, kurz KHVVG) auf die Versorgung von Frauen und Mädchen haben werden. Dabei standen Themen wie Geburtshilfe, Brustkrebsdiagnostik und -behandlungen sowie Schwangerschaftsabbrüche im Fokus. Gesundheitsministerin Prof. Dr. Kerstin von der Decken berichtete im Mai im Sozialausschuss über die Umsetzung des KHVVG in Schleswig-Holstein. Weitere Dokumente findet Ihr im Anhang. Wichtig ist mir an dieser Stelle der Hinweis, dass das Land die Krankenhausplanung erst vorantreiben kann, wenn im Rahmen der Krankenhausreform des Bundes entsprechende Verordnungen auf den Weg gebracht sind.
Auf dem Podium vertreten waren:
- Dr. Olaf Tauras, Staatssekretär im Ministerium für Justiz und Gesundheit Schleswig-Holstein
- Andrea Schuhmann, Referentin der Geschäftsführung der Diakonie Flensburg
- Cornelia Herold, Geschäftsführerin der Helios Klinik Schleswig
- Dr. Lena Jessen, Chefärztin der Gynäkologie am Klinikum Nordfriesland
- Utta Weissing, Vorsitzende des Arbeitskreises Frauengesundheit im Norden Schleswig-Holsteins
Das Orga-Team vom AK Frauengesundheit (v.l.): Corinna Philipsen (Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Schleswig-Flensburg), Utta Weissing (Vors. AK Frauengesundheit), Inke Asmussen (Sprecherin des AK), Svea Schnoor, Bereich Gesundheitsprävention (Kreis Schleswig-Flensburg), Monika Staads (Frauenzentrum Schleswig, Schwangerschaftskonfliktberatung). Foto: Mirko Wolter / Kreis Schleswig-FlensburgDer Arbeitskreis Frauengesundheit hatte sich 2021 gegründet, nachdem bekannt geworden war, dass nach der Fusion der beiden Krankenhäuser in Flensburg im geplanten Fördeklinikum Katharinen-Hospital künftig aus religiösen Gründen keine Schwangerschaftsabbrüche mehr möglich sein werden. Hier gilt auch weiterhin die Forderung, die Versorgung in der Stadt und Umgebung auch nach der Fusion sicherzustellen.
Doch Schwangerschaftsabbruch ist nur einer von vielen Bereichen, bei denen Handlungsbedarf besteht. Und so ist der Arbeitskreis in den vergangenen Jahren stetig gewachsen. Mittlerweile engagieren sich viele Institutionen und Einzelpersonen aktiv in der Gruppe – darunter der Kreislandfrauenverband, das Flensburger Frauenforum, das Frauenzentrum Schleswig, das Haus der Familie Flensburg, der Berufsverband der Frauenärzte, niedergelassene Ärztinnen und Ärzte, Gleichstellungsbeauftragte, sowie politische Vertreter*innen aus Stadt, Kreis und Land. Ich bin mit den Akteur*innen viel im Gespräch und bin dankbar für den gesellschaftlichen Druck.

Bei der Podiumsdiskussion wurde deutlich, dass es vor allem im Hinblick auf die Krankenhausreform noch viele offene Fragen gibt. Der Arbeitskreis Frauengesundheit befürchtet, dass durch die geplanten Fachzentren kleinere Kliniken geschlossen werden könnten und dadurch die Wege für Patientinnen länger werden, wenn zum Beispiel Brustkrebsbehandlungen nur noch in Kiel und Lübeck möglich wären. Ähnlich prekär wäre die Lage, wenn die Diako ihren Status als Perinatalzentrum 1 verlieren würde, weil nach den neuen Bundesvorgaben die Zahl der Frühchen nicht ausreicht. Ein Thema, über das wir auch bei meinem gemeinsamen Besuch mit den Gleichstellungsbeauftragten von Flensburg und Harrislee, Marie Sprute und Nelli Schmidt, im Januar in der Frauenklinik der Diako gesprochen haben. Hier geht es zum Artikel. Ein ähnliches Schicksal droht in Itzehoe und am WKK Heide.
Mein Kollege Jasper Balke und ich setzen uns weiterhin dafür ein, dass pragmatische Lösungen gefunden werden, die der Lebenswirklichkeit und den Bedürfnissen schwangerer Frauen bzw. werdender Eltern entsprechen. Wir brauchen als Bundesländer die Möglichkeit von Ausnahmeregelungen von den GBA-Mindestmengen-Vorgaben und werden weiterhin politisch genau dafür streiten!
Das betrifft auch das Thema hebammengeleiteter Kreißsaal, über das bei der Podiumsdiskussion ebenfalls gesprochen wurde. Als Verfechterin dieses wichtigen Zusatzangebots (mehr erfahrt ihr in dem Artikel zu meinem politischen Frauenfrühstück im März) habe ich auf der Veranstaltung deutlich gemacht, dass wir mehr Auswahlmöglichkeiten für Schwangere brauchen, um ihr Selbstbestimmungsrecht zu stärken. Und der Fokus auf eine möglichst natürlichen Geburtsvorgang hilft allen Seiten: die Arbeitszufriedenheit wächst auch bei Ärzt*innen und Hebammen, was Standorte wie das Städtische Krankenhaus in Kiel zeigen. Hier gibt es keinen Fachkräftemangel. Derzeit macht sich das Krankenhaus in Geesthacht auf den Weg und implementiert einen hebammengeleiteten Kreißsaal. Und ich hoffe, viele weitere werden folgen!
Foto: Nelli SchmidtIch danke dem Arbeitskreis Frauengesundheit im Norden Schleswig-Holsteins herzlich für ihre unermüdliche Arbeit und allen Beteiligten für den regen Austausch.