16.09.2025
Nachdem ich mich bereits mit dem Projekt-Team vom Landesnetzwerk Migrantenorganisationen Schleswig-Holstein (LaNeMo SH) in Kiel getroffen hatte (mehr dazu könnt ihr hier lesen), war ich auch neugierig auf den örtlichen Projektpartner: Temur Fayeq, Shabdiz Mohammadi, Akbar Borran und Ghazalan Koofi vom Afghanisch-Deutscher Kulturverein Flensburg e.V. haben mich mit großer Gastfreundschaft in den Räumlichkeiten im Nikolaikirchof begrüßt. Bei Sambosa – gefüllten Teigtaschen – und anderen afghanischen Köstlichkeiten kamen wir ins Gespräch über die Ziele und Aktivitäten des Vereins, aber auch über aktuelle Herausforderungen, Sorgen und Nöte.

Der ADK Flensburg wurde 2019 mit dem Ziel gegründet, die afghanische Gemeinschaft in Deutschland zu unterstützen und den kulturellen Austausch zwischen Afghan*innen und Deutschen zu fördern. Immerhin leben in Flensburg mittlerweile über 1.000 Menschen aus Afghanistan, in Schleswig-Holstein sind es sogar über 22.000. Der Verein möchte zugewanderten Menschen in der Region Flensburg eine Plattform für´s Ankommen, Kultur und gegenseitige Hilfe, zum Beispiel bei Behördengängen, Arztbesuchen u.a. bieten.
Seit seiner Gründung hat der Verein, der eng mit der Flüchtlingshilfe Flensburg zusammenarbeitet, zahlreiche Aktivitäten organisiert, darunter kulturelle Feste, Bildungs- und Sprachprogramme sowie sportliche Veranstaltungen, u.a. eine Volleyballgruppe und -turniere, um das Gemeinschaftsgefühl zu stärken und Brücken zwischen den Kulturen zu bauen.

So bietet das Frauen-Café einen geschützten Raum für afghanische Frauen, um sich auszutauschen, Kontakte zu knüpfen und über Themen wie Bildung, Gesundheit und Integration zu sprechen, aber auch für gemeinsame Freizeitaktivitäten.

In Kürze wird auch ein Männer-Café starten: Hier treffen sich afghanische Männer zu regelmäßigen Gesprächen und gemeinsamen Aktivitäten. Dabei sollen auch Themen wie Rollenbilder, Männlichkeit und Integration offen besprochen werden – mit dem Ziel, soziale Kontakte zu fördern und Einsamkeit entgegenzuwirken. Es geht dem Verein dabei nicht um eine Trennung der Geschlechter, wie der Vorsitzende Shabdiz Mohammadi betont.
Als Teil von LaNeMo SH arbeitet der ADK daran, Migrant*innenorganisationen zu vernetzen und deren Anliegen auf politischer Ebene zu vertreten. Ziel ist die Stärkung der aktiven Teilhabe von Migrant*innen am politischen und gesellschaftlichen Leben und eine bessere Integration, wie Akbar Borran erklärt. Als lokaler Vernetzer vertritt er die Interessen aller Migrant*innenorganisationen in Flensburg.
Dabei steht der ADK vor den gleichen Fragen, die viele kleine gemeinnützige Vereine beschäftigen: Wie schafft man Basisstrukturen, wie kommt man an Eigenmittel und wie findet man geeignete Räumlichkeiten?

Zwar konnte der ADK dank der Förderung durch LaNeMo SH im Januar die Räume am Nikolaikirchhof beziehen, doch die Finanzierung ist nur bis Juli 2026 gesichert. Eigene Räume sind aber nicht nur für Veranstaltungen und Kurse wichtig, sondern vor allem auch als geschützter Ort für persönliche Gespräche.
Gesprochen haben wir auch über die Schwierigkeiten beim Zugang zu den Integrationskursen und den Afghanistan-Erlass, der nach dem EuGH-Urteil den besonderen Schutzbedarf afghanischer Frauen und ihren Flüchtlingsstatus anerkennt, da ihnen bei einer Rückkehr schwere geschlechtsspezifische Verfolgung droht.
Ich bedanke mich ganz herzlich für den tollen Austausch und die nette Bewirtung. Ich bin immer wieder beeindruckt von der afghanischen Gastfreundschaft.