13. Mai 2025

Gemeinsam mit der frisch gewählten Kreisverbands-Sprecherin Lisa Heinrich und der Vorsitzenden der Kreistagsfraktion der GRÜNEN Schleswig-Flensburg Uta Bergfeld habe ich die Nordlicht-Schule in Süderbrarup besucht.
Die Nordlicht-Schule ist ein besonderer Lernort im ländlichen Raum – geprägt durch ein durchdachtes Konzept, innovative Ansätze und ein hohes Maß an Engagement. In dem modernen Gebäudekomplex an der Kappelner Straße, der am 4. September 2017 feierlich bezogen wurde, haben fast 500 Schüler*innen und Lehrkräfte aus den ehemaligen Schulstandorten in Mohrkirch, Norderbrarup, Steinfeld, Boren und Süderbrarup ihre neue Heimat gefunden. Trotz der Größe herrscht auf dem gesamten Gelände eine ruhige und entspannte Atmosphäre.
Möglich macht dies die Organisation in sogenannten Klassenhäusern – kleineren Einheiten, in denen jeweils die Klassen 1 bis 4 unterrichtet werden. Jedes Klassenhaus sei wie eine „kleine Schule in sich“, erläuterte Schulleiter Wolfgang Schäfing auf einem kleinen Rundgang. Rückzugsorte wie das „Traumhaus" und Kreativecken sorgen für Abwechslung im Schulalltag und ein angenehmes Schulklima.

Ein wöchentliches Highlight für die Kinder ist der sogenannte „FREI DAY": Jeden Freitag von der ersten bis zur vierten Stunde arbeiten alle Klassenstufen eigenständig an selbst gewählten Projekten zum Thema Nachhaltigkeit und lernen dabei selbstständiges Handeln. Klassenübergreifend werden dabei Ideen zu Lösungen. Für mich ein großartiges Beispiel für die Umsetzung des BNE -Konzeptes der Landesregierung („Bildung für nachhaltige Entwicklung"), das gerne Nachahmende finden darf. Beim Wettbewerb „Schule des Jahres Schleswig-Holstein 2024“ hat die Nordlicht-Schule mit ihrem „FREI DAY" den dritten Platz belegt.

Inklusion ist an der Nordlicht-Schule kein Thema, denn sie wird durch die Campus-Klasse gelebt. Die Campus-Klasse ist eine kleine Gruppe von Schüler*innen mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung (GE). Sie ist vollständig mit zwei jahrgangsübergreifenden Partnerklassen in ein Klassenhaus integriert, organisatorisch jedoch Teil des Förderzentrums „Schule am Markt“. Und die Durchlässigkeit ist hoch: Besonders begabte Kinder aus der Campus-Klasse können z. B. am Mathe- oder Deutschunterricht der Regelklassen teilnehmen. Wenn sich bei einem Kind im ersten Schuljahr ein Förderbedarf herausstellt, kann es problemlos die Klasse wechseln – ohne die Schule verlassen zu müssen. Ein praktikables Modell für echte Teilhabe.
Bei einer Gesprächsrunde, an der neben Schulleiter Wolfgang Schäfing auch Konrektorin Rebecca Sievers, zuständig für den Übergang Kita–Schule, und DaZ-Koordinatorin Olga Pflaum teilnahmen, wurden aber auch aktuelle Herausforderungen deutlich.

Gesprochen haben wir über den Übergang Kita–Schule, für den die Nordlicht-Schule gemeinsam mit den Kindertagesstätten im Amt Süderbrarup ein eigenes Konzept entwickelt hat, und über das DaZ-Zentrum. Dabei wurde deutlich, dass es insbesondere bei der Sprachförderung Handlungsbedarf gibt. Jedes 3. Kind – und dass nicht nur im DaZ-Bereich – hat Sprachschwierigkeiten.
Hier setze ich künftig Hoffnungen in das neue Evi-Verfahren („Entwicklungsfokus Viereinhalbjährige"), das derzeit in 7 KiTas und Grundschulen erprobt wird und bis zum Schuljahr 2028/29 auf alle Kitas und Grundschulen im Land ausgeweitet werden soll.

Sorgen bereitet den Verantwortlichen der Nordlicht-Schule der Lehrkräftemangel und „Abordnung Plus“, mit dem das Land zum 1. Februar 2025 die Einstellungspraxis für neue Lehrkräfte geändert hat. Ziel ist es, die Unterrichtsversorgung gleichmäßig im Land zu sichern. Die Nordlicht-Schule gehört zu den „abgebenden" Schulen. Schulleiter Wolfgang Schäfing befürchtet, dass es dadurch schwieriger werden könnte, Nachwuchs-Lehrkräfte zu finden. Diese Bedenken kann ich nachvollziehen und nehme einige Fragen hierzu mit nach Kiel.
Klar ist: Neue Instrumente wie „Abordnung Plus" müssen evaluiert werden. Wir müssen sehen, ob Zielsetzung und das, was wir damit erreichen am Ende übereinstimmen.

Leider macht auch das Thema Gewalt vor der Nordlicht-Schule nicht halt, ein drängendes Problem an vielen Schulen im Land. Laut Auswertung der Datenbank zum Gewaltmonitoring GEMON hat sich die Zahl der gemeldeten Gewaltvorfälle im Schuljahr 2023/2024 im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt – von 611 Fällen (2022/23) auf 1.136 Fälle (2023/24). Die Verantwortlichen der Nordlicht-Schule berichten, dass sich die Situation in den letzten zwei Jahren erheblich verschärft hat und plötzliche Gewaltausbrüche gegen unbeteiligte andere Kinder – und zunehmend auch gegen Erwachsene – zugenommen haben. Die Schule wünscht sich mehr Raum zur Entspannung und Bewegung (wie z. B. eine Gymnastikhalle), mehr schulpsychologisch geschultes Personal vor Ort.
Im Dezember 2024 haben wir nach einer mündlichen Anhörung des Bildungs- und Sozialausschusses in einem gemeinsamen Landtagsantrag aller Fraktionen einen umfangreichen Maßnahmenkatalog gegen Kinder- und Jugendgewalt (Drucksache 20/02780) beschlossen. Und ich hoffe, dass viele dieser Maßnahmen schnell und wirksam umgesetzt werden.
Ein Ansatz ist die landesweite TiK-SH-Initiative (traumapädagogische Begleitung). Ich habe bereits Ende 2022 erreicht, dass dieses Angebot auf Grundschulen und Förderzentren ausgeweitet wurde. Mehr dazu findet ihr hier
Ich bedanke mich bei allen Beteiligten für den angenehmen Austausch.