Zu Besuch beim Sportverband Flensburg - in der Phänomenta - beim Verein Lichtblick e.V. - und bei den Sportpiraten am Schlachthof
1.08.2025
Es lebe der Sport: Besuch beim Sportverband Flensburg e.V.
Der erste Besuch führte Tobias Lentz (grünen Ratsfraktion) und mich zum Sportverband Flensburg e.V. begann mit einem Blick auf das Stadion, das nach der Erneuerung der Laufbahn, des Hauptplatzes und der Leichtathletikanlagen seit letztem Jahr in frischem Glanz erstrahlt.
Die 2,1 Millionen Euro teure Sanierung als Teil des Kommunalen Sport- und Entwicklungsplanes (KSEP) in Flensburg wurde zu 90% vom Land aus Mitteln der Städtebau- und Sportstättenförderung getragen. Jetzt fehlen nur die Tribünen, für die Bund und Land insgesamt 848.250 Euro aus dem Investitionspakt Sportstätten zur Verfügung stellen. Im Gespräch mit dem 1. Vorsitzenden Ingo Dewald, Sönke Wisnewski (stellv. Vorstand Senioren) und der Sportjugendreferentin Ragna Böttcher ging es um die weiteren sportlichen Anliegen Flensburgs, wie die Erweiterung des Campusbades, das ein zusätzliches Lehr- und Therapiebecken sowie einen abgetrennten Sprungbereich erhalten soll. Beim Bau könnte Flensburg von den insgesamt 3,4 Mrd. Euro profitieren, die aus dem Sondervermögen Infrastruktur des Bundes über 12 Jahre nach Schleswig-Holstein (3,4 % der 100 Mrd. Infrastrukturmittel für die Bundesländer) fließen sollen, denn Schleswig-Holstein hat im Juni als erstes Bundesland entschieden: 62,5 % der Landesmittel sollen direkt an die Kommunen weitergereicht werden. Flensburg wird also überlegen müssen, in welche investiven Maßnahmen die Infrastrukturmittel konkret hier fließen sollen. Die genauen bundesgesetzlichen Rahmenbedingungen sollen ab Oktober 2025 feststehen. In der Ministerpräsidentenkonferenz gab es bereits im Juni die Einigung mit dem Bund, dass explizit auch Sportstätten aus den Bundesgeldern gefördert werden können.

Weiteres Thema war die bereits seit 2016 geplante Kaltlufthalle in Flensburg für Leichtathlet*innen. Mittlerweile wurde in Flensburg Weiche ein neuer Standort gefunden, so dass in Anbetracht der 90%-igen Förderzusage des Landes (geschätzte Baukosten ca. 2,5 Millionen Euro) und des Mangels an Hallenkapazitäten nun schnell an einer Umsetzung gearbeitet werden sollte. Gesprochen haben wir auch über die Rahmenbedingungen des Ehrenamts. Der Sportverband Flensburg, der 63 Mitgliedsvereine mit rund 22.000 Sportler*innen vertritt, regt an den Steuerfreibetrag für die Aufwandsentschädigung für Übungsleiter*innen, der derzeit bei 3.000 Euro im Jahr liegt, zu erhöhen. Weitere Themen waren die künftige Umsetzung des schulischen Ganztages in Flensburg und die Betriebskosten für die Kooperationsverträge mit Sportverbänden und Musikschulen und auch die Frage, wie Seniorensport als Stadtteilarbeit gestärkt werden kann – innerhalb oder auch außerhalb der Vereinsstrukturen. Ich danke allen Beteiligten für den spannenden Austausch.
Physik zum Anfassen: Weiter geht s zur Phänomenta, dem Science Center am und im Nordertor in Flensburg
Meine zweite Station führte mich in die Phänomenta. Das Science-Center ist 1985 nach einer Idee von Prof. Dr. Lutz Fiesser entstanden, der den Physikunterricht anschaulicher machen wollte, und war bei seiner Eröffnung vor 30 Jahren in der Norderstraße das Erste seiner Art in Deutschland. Seitdem wurde die Phänomenta mehrfach erweitert und ist zugleich Kultur- und Bildungseinrichtung, aber auch ein Magnet für Touristen. Die Fraktionsvorsitzende Katja Claussen und Gesche Hand aus der Ratsfraktion haben mich begleitet. Phänomenta-Geschäftsführer Achim Englert, Assistentin Keike Faltings und der Vorsitzende des Phänomenta e.V., Dr. Frank Markus Döring haben uns auf einen Rundgang durch die interaktiven Ausstellungsräume mit über 170 Experimentierstationen mitgenommen. Dabei waren wir auch im Nordertor, dessen Workshop-Räume künftig für Schulprojektarbeit mit Firmenpatenschaften genutzt werden sollen. Eine "Blaupause" hierfür liefert der Main-Tauber-Kreis, wo 11 Schulen und 11 Unternehmen erfolgreich miteinander kooperieren.
Phänomenta-Geschäftsführer Achim Englert und Vereinsvorsitzender Dr. Frank Markus Döring nimmt Catharina Nies und die Flensburger Grünen-Faktionsvorsitzende Katja Claussen mit auf einen kleinen Rundgang durch das Science-Center (v.re.). Foto: lasse.knipstEin zentrales Problem bleibt die Gewinnung geeigneten Personals, vor allem Studierender. Dabei wäre eine Anerkennung der pädagogischen Arbeit in der Phänomenta im Rahmen des Studiums – etwa im Bereich außerschulisches Lernen – oder die Anerkennung als Fortbildungsmaßnahme ein sinnvoller Ansatz.
Gesprochen haben wir auch über die „Mini-Phänomenta“, für die der zweite Geschäftsführer Björn Kaffenberger zuständig ist: Die Nachfrage an Schulen ist stark gestiegen. Die Finanzierung dieses mobilen Mitmach-Angebots erfolgt bisher überwiegend über Stiftungen. Ab 2026 soll die Mini-Phänomenta landesweiter Kooperationspartner für den Ganztag in Schleswig-Holstein sein.
Ein Ort zum Staunen: Geschäftsführer Achim Englert (2.v.l.) erläutert der Flensburger Grünen-Faktionsvorsitzenden Katja Claussen, Catharina Nies und Ratsfrau Gesche Hand die Phänomenta (v.l.). Foto: lasse.knipstSeit 2016 erhält die Phänomenta, die sich überwiegend aus Eintritts- und Spendengeldern finanziert und die Gebäude mietfrei von der Stadt überlassen bekommt, eine Co-Finanzierung von Stadt und Land. Der Landeszuschuss wurde 2019 auf 125.000 Euro erhöht, allerdings darf die Phänomenta im Gegenzug nur bis max. 200.000 Euro Rücklagen bilden, während andere vergleichbare Einrichtungen deutlich mehr Eigenkapital haben. Dies wäre z.B. wichtig, um eigene Bausätze für Exponate produzieren und vertreiben zu können.
Die Phänomenta setzt sich auch für Inklusion ein: Die hauseigene Cafeteria soll - in Kooperation mit dem Holländerhof - ab Herbst komplett von Menschen mit Behinderung geführt werden.
Übrigens: Vom 19. bis 21. September wird das 30-jährige Jubiläum gefeiert.
Ich bin begeistert – als Mama & als Kita-Politikerin! Die MINT-Bildung unserer Kinder muss einen hohen Stellenwert haben und immer weiter gestärkt werden, wenn wir ein Land kluger Köpfe bleiben wollen mit Forschung- und Innovationskraft. Vielen Dank für die spannenden Einblicke & diese wichtige Bildungsarbeit.
Suizid – ein Tabuthema: Besuch beim Lichtblick Flensburg e.V.
Alle 52 Minuten stirbt in Deutschland ein Mensch an Suizid, alle 5 Minuten gibt es einen Suizidversuch: Umso wichtiger ist es, dass es den Verein Lichtblick Flensburg e.V. in der Norderstraße 99 gibt, den ich gemeinsam mit Marlene Langholz-Kaiser aus der grünen Ratsfraktion besucht habe.
Gegründet am 2. November 2000 wurde Lichtblick ins Leben gerufen, um Menschen in akuten Lebenskrisen schnell, kostenfrei und unbürokratisch zur Seite zu stehen. Was damals rein ehrenamtlich begann, ist heute eine feste Institution mit hauptamtlichen Strukturen – getragen nach wie vor von einem starken ehrenamtlichen Engagement.
Geschäftsführer Soeren Hauke im Gespräch mit Catharina Nies und Grünen-Ratsfrau Marlene Langholz-Kaiser. Foto: Jacob HornMit Geschäftsführer Soeren Hauke, Traumapädagogin Marlene Detlefsen und Gerhard Strahlendorf, zuständig für Administration, haben wir unter anderem über die vergleichsweise hohe Suizidrate in Flensburg und im Kreis Schleswig-Flensburg gesprochen: Mit 16 Suiziden pro 100.000 Einwohnern liegt diese im Stadtgebiet deutlich über dem Bundesdurchschnitt (12,2 pro 100.000 Einwohner) und auch über dem Landesdurchschnitt (13,8 pro 100.000 Einwohner). Die Rate im Kreis ist noch höher. Trotz dieser Zahlen fehlt es an niedrigschwelligen Angeboten. Es gibt eine Korrelation zwischen glücklichen und auch wohlhabenen Gesellschaften und der Höhe der Suizid-Raten.
Lichtblick Flensburg e.V. ist die einzige unabhängige Suizid-Beratungsstelle in ganz Schleswig-Holstein – mit einem erweiterten Einzugsgebiet bis in die Kreise Nordfriesland und Schleswig-Flensburg. Umso dringender wäre es eine landesweite Koordinierungsstelle zu schaffen, für diesen Vorschlag hat sich Soeren von Lichtblick Flensburg e.V. bereits bei unserer Anhörung im Sozialausschuss ausgesprochen. Das Anliegen sollten wir sehr ernst nehmen und versuchen Versorgungslücken zu schließen, aber auch die Prävention weiter zu stärken.
Geschäftsführer Soeren Hauke (vorne) und Gerhard Strahlendorf (Administration und Verwaltung) im Gespräch mit Catharina Nies und Grünen-Ratsfrau Marlene Langholz-Kaiser. Foto: Jacob HornDenn besonders alarmierend ist, dass rund 40 % der Hilfesuchenden unter 25 Jahre alt sind. Seit 2019 ist deshalb die Suizidprävention an Schulen die zweite wichtige Säule der Arbeit von Lichtblick. Seit 2022 wird das Programmm „Lifeline“ aus Landesmitteln gefördert und kann dank einer Aufstockung nun neben Flensburg, Schleswig-Flensburg und Nordfriesland auch auf die Kreise Rendsburg-Eckernförde und Dithmarschen ausgeweitet werden. Hier geht es zum Suizidbericht der Landesregierung. Neben der Präventionsarbeit leistet Lichtblick zusätzlich psychosoziale Beratung und Krisenintervention für Schüler*innen.
Gesprochen haben wir auch über das Thema bauliche Suizidprävention – ob bei Bahnanlagen oder im Umkreis von Kinder- und Jugendpsychiatrien.
Vielen Dank für Eure wichtige Arbeit und den guten Austausch!
Letzte Station: Begegnungsort für Junge Menschen und Junggebliebene - Bei den Sportpiraten auf dem Schlachthof
Dirk Dillmann von den Sportpiraten (re.) erläutert der Landtagsabgeordneten Catharina Nies und Grünen-Ratsherr Tobias Lentz seine Vision für den Schlachthof. Foto: Jacob HornDer Besuch bei den Sportpiraten auf dem Schlachthof war für mich eine spannende Premiere. Begleitet wurde ich von Tobias Lentz aus der grünen Ratsfraktion, der für uns im Flensburger Jugendhilfeausschuss sitzt. Beeindruckend, was seit 2001 aus einem Partizipationsprozess mit Kindern und Jugendlichen auf der ehemaligen Industriebrache entstanden ist!
Der Sportpiraten Flensburg e.V. ist anerkannter Träger der offenen freien Jugendhilfe in Flensburg. Dirk Dillmann hat alles aufgebaut und arbeitet gemeinsam mit seiner Kollegin Katja Wrobel mit den Kindern und Jugendlichen, die vorbei kommen. Dirk hat uns über das Gelände des BMX- und Skateparks geführt, der mit der dritten Ausbaustufe 2023 zu einem interkulturellen Begegnungsort für Familien geworden ist. Neue Angebote wie Streetsoccer, Streetbasketball, Calisthenics, ein Pumptrack sowie zahlreiche Aufenthaltsbereiche laden seither auf 10.000 Quadratmetern jung und alt zur Bewegung und Begegnung ein. Finanziert wurde der Ausbau mit 1,3 Millionen Euro aus der Städtebauförderung – davon 975.000 Euro vom Bund, 195.000 Euro vom Land Schleswig-Holstein und 130.000 Euro von der Stadt Flensburg. Gut angelegtes Geld, wie ich finde, denn der Schlachthof ist nicht nur im Rahmen der offenen Kinder- und Jugendarbeit und als außerschulischer Lernort eine wichtige Institution in Flensburg: Hier wird Integration, Inklusion und soziale Teilhabe gelebt und wertvoll Sozialarbeit im Stadtteil geleistet. AmVerleihcontainer, erhält jeder gegen einen kleinen Obulus BMX-Räder und Ausrüstung.
Und der Schlachthof könnte weiter wachsen: Dirk Dillmann hat längst die Vision, wie das angrenzende, noch brachliegende Gelände im Kontext der touristischen Entwicklung von Wasserplatz und Promenade eingebunden werden kann – z. B. durch einen Stellplatz für Wohnmobile und ein kulturelles Jugendzentrum. Dafür braucht er die Unterstützung der Stadt, dem IHR Sanierungsträger und der Politik.
Wünschenswert wäre aus meiner Sicht in jedem Fall eine temporäre Lösung, damit die Sportpiraten nächstes Jahr ihr 25-jähriges Jubiläum im Rahmen des auf dem Gelände groß feiern können. Groß gefeiert werden soll auf dem Schlachthof auch der Weltkindertag am 20. September. Von 11 bis 18 Uhr gibt es ein buntes Programm für die ganze Familie – u.a. mit zwei Spielmobilen, einem BMX-Contest und Musik von Piet Rakete.
Danke für diesen tollen Einblick & eure wertvolle Arbeit!
Fazit Sommertour: Jeder einzelne Termin hat gezeigt, wie vielfältig das Engagement in Flensburg ist, dass Ehrenamt Hauptamt braucht und anders herum und, dass Flensburg sich stetig weiter entwickelt.