Anlässlich des Internationalen Frauentags am 8. März 2025 habe ich gemeinsam mit dem grünen FAK Soziales zum politischen Frauenfrühstück nach Flensburg eingeladen. Thema des Fachaustausches war der "hebammen geleitete Kreißsaal", von dem er derzeit leider nur einen in ganz Schleswig-Holstein gibt. Ich würde das gerne ändern und werbe für die Einführung weiterer Angebote an den bestehenden Geburtshilfestationen.
07.03.2025
Im Café Isa stand dabei die Frage im Mittelpunkt, wie schwangeren Frauen eine sichere und selbstbestimmte Geburt ermöglicht werden kann. Unterstützt wurde ich durch meinen Landtagskollegen Jasper Balke aus Lübeck, der gesundheitspolitischer Sprecher unserer Fraktion ist. Gemeinsam mit vielen Fachfrauen aus der Kommunalpolitik, Geburtshilfe, Gynäkologie, Gleichstellungsbeauftragten und Interessierten haben wir darüber gesprochen, wie die Wahlfreiheit und Selbstbestimmung schwangerer Frauen gestärkt werden kann. So waren unter anderem auch Anke Bertram, Vorsitzende des Landeshebammenverbandes und Andrea Köbke aus dem
Präsidium des Deutschen Hebammenverbandes (DHV) nach Flensburg gekommen. Wir haben uns intensiv mit dem Setting des HEBAMMEN-KREIßSAALS beschäftigt und dazu einen tollen Vortrag von Martina Bichel aus dem städtischen Krankenhaus in Kiel gehört, wo es den bislang einzigen Hebammenkreißsaal in Schleswig-Holsteim gibt. Martina Bichel zeigte in ihrem Vortrag auf, welche Vorteile entstehen, wenn neben dem interdisziplinären auch ein hebammengeleiteter Kreißsaal in Krankenhäusern eingerichtet ist, wenn Fachärzt*innen und Hebammen auf Augenhöhe arbeiten und der Fokus auf der natürlichen Geburt liegt. Denn gleichzeitig ist eine Überleitung zur geburtsmedizinischen Begleitung jederzeit sichergestellt und die
Arbeitsbedingungen verbessern sich für alle.
Der Hebammenkreißsaal kann den interprofessionellen Kreißsaal
nicht ersetzen, sondern stellt eine Erweiterung des klinischen Angebots dar. Nur gesunde Frauen mit risikoloser Schwangerschaft und natürlichem Geburtsverlauf können im Hebammenkreißsaal entbinden. Dies wird in einem gemeinsamen Vorgespräch anhand eines Grundlagenkatalogs geprüft.
Für die rund 30 Prozent der Frauen, die im Hebammenkreißsaal entbinden können, bietet die natürliche Geburt laut Studien zahlreiche Vorteile: Dazu zählen neben weniger operativen Eingriffen und Interventionen, auch eine geringere Kaiserschnittrate, weniger höhergradigen Darmrisse, weniger Einsatz von Schmerzmitteln, eine im Durchschnitt verkürzte Geburtsdauer und insgesamt eine höhere Zufriedenheit der Frauen und Hebammen. Die Abrechnung der Hebammen erfolgt seit Anfang 2025 über das Pflegebudget, so dass es keine finanziellen Gründe mehr geben kann, um auf diese sinnvolle Zusatzangebot zu verzichten. Von den derzeit bundesweit rund 60 Hebammenkreißsälen arbeiten drei wie Kiel im Belegsystem, die anderen mit Hebammen im Angestelltenverhältnis beim Krankenhaus. Martina Bichl bezeichnet den Hebammengeleiteten Kreißsaal als "Geburtshaus in der Klinik".
Und das war die perfekte Überleitung zu dem 2. Projekt, dass auf der Veranstaltung vorgestellt wurde. Denn Frauen haben ganz unterschiedliche Bedürfnisse und bringen verschiedene Vorerfahrungen mit. Dazu müssen die Angebote passen. Um die Selbstbestimmung zu erweitern sind Geburtshäuser ein weiteres sinnvolles Angebot. In Flensburg wird gerade das neue "Geburtshaus zwischen den Meeren" gegründet und ist bereits voll ausgebucht. Die Nachfrage ist groß. Sophia Kellermann, eine der zwei Gründerinnen, hat uns das Projekt vorgestellt. „Wir normalisieren Geburt“, betonte die Hebamme, die mit ihrem vierköpfigen Team auch ein breites Kursangebot etablieren möchte. Ziel ist es, dass Frauen ein anderes Bild von der Geburt bekommen. Deshalb sind Kurs- und Geburtsraum Wand an Wand.
Ich gratulieren ganz herzlich zu der Gründung dieses tollen neuen Hauses.
Die Veranstaltung war spannend und ich danke allen Teilnehmer*innen, für diesen schönen Vormittag und den spannenden fachlichen Austausch.
Gesundes Frühstück, Vernetzung und Fachaustausch - für uns war das die perfekte Mischung.

Jasper und ich wollen das Thema nun in die Fläche bringen und aufzeigen, dass es Wege gibt, um weibliche Selbstbestimmung zu stärken und gleichzeitig die Arbeitszufriedenheit in der Geburtshilfe zu verbessern. Da liegt noch ein Stück Weg vor uns. Aber wir sehen überall Bewegung! Let's do it.