Inklusive frühkindliche Bildung in der Praxis
31.07.2023
Adelby 1 ist nicht nur ein großer KiTa-Träger in Flensburg, sondern baut aktuell auch das neue Kompetenzteam Inklusion für den Kreis Schleswig-Flensburg auf. Mich interessiert, wie die neue Landesförderrichtlinie umgesetzt wird. Im Bereich Inklusion haben wir landesweit noch ordentlich Aufholbedarf. Adelby 1 ist die letzten Jahre bei der inklusiven KiTa vorangegangen, deshalb ist auch das Kompetenzteam hier richtig angesiedelt.
Ich sitze seit letztem Jahr für die Grünen im Landtag und bin in unserer Fraktion unter anderem zuständig für das Thema KiTa-Politik. Ich wohne in der Nähe von Flensburg und suche regelmäßig den Austausch mit der Praxis hier vor Ort.
Das Kindertagesförderungsgesetz, kurz: KitaG, bereitet in Schleswig-Holstein die rechtliche Grundlage für die frühkindliche Bildung und die Zukunft der jungen Menschen. Das Gesetz wurde reformiert und ist derzeit in der Evaluationsphase. Deshalb ist es wichtig, dass Politik und Praxis in einem ständigen Austausch sind und wir Abgeordnete zuhören, wenn Regelungen nicht zu der Realität in den Kindertageseinrichtungen passen.
In dem Gespräch standen besonders Regelungen zum Personaleinsatz in der Kritik. Diese orientieren sich nicht an der Anzahl der tatsächlich anwesenden Kinder in einer Kindertageseinrichtung, sondern an der Anzahl der angemeldeten Gruppen. Das ist nicht optimal. In Zeiten des Fachkräftemangels müssen wir versuchen das vorhandene Personal möglichst effizient einzusetzen und die Fachleute zu entlasten. Deshalb müssen wir ran an die Randzeitenproblematik. Es kann nicht sein, dass nachmittags mehr Fachkräfte als für die Kinder nötig, anwesend sein müssen. Ich habe diesen Punkt schon nach Kiel transportiert und spiele mit meinen Gesprächspartner*innen mögliche Änderungsansätze gedanklich durch. Das Team von Adelby 1 wünscht sich mehr Orientierung an den tatsächlichen Gegebenheiten im Kita-Betrieb und spricht auch die Belastungen durch die gestiegenen Dokumentationspflichten an. Diese bedeuten viel zusätzliche Bürokratie für den Alltag der Leitungskräfte. Geschäftsführer Heiko Frost und seine Mitarbeiterinnen schilderten mir, welche Dokumentationen Sinn ergeben und welche nicht.
„In dem Fachgespräch über Erfolge und Optimierungsmöglichkeiten des neuen KitaG in Schleswig-Holstein wurde deutlich, dass hier die Legislative sehr gerne direkt aus der Praxis informiert sein möchte“ resümiert Heiko Frost, Geschäftsführer bei Adelby 1 zufrieden. „Wir haben unter anderem die Randzeiten- und Normierungsproblematik besprochen. Was den gewaltigen Dokumentationsaufwuchs betrifft, waren wir inhaltlich nicht nur beieinander. Ich kann es durchaus nachvollziehen, dass die Qualität frühkindlicher Bildung einer Prüfung unterliegen soll. Aber warum sind so aufwendige Systeme wie Qualitätsentwicklung nach KQS oder GWÖ, mit denen wir uns unter hohem Aufwand schon kontinuierlichen Auditierungen unterwerfen, kein Ersatz“ gibt Frost zu bedenken.
Einig waren sich alle, dass das Wohl der Kinder im Mittelpunkt steht, sowie die uneingeschränkte Teilhabe an Bildung. "Ich bin in jedem Fall wirklich sehr dankbar, dass Catharina Nies sich so ausgiebig Zeit nimmt und sehr konkret hinterfragt, um nachvollziehen zu können, warum manche Regelungen nicht oder zumindest nicht umfänglicher wirken" so Heiko Frost.
KiTa, Soziales, Flensburg, Bildung,