12.05.2025
Gemeinsam mit Dirk Kock-Rohwer, feuerwehrpolitischer Sprecher der Grünen Landtagsfraktion, sowie Vertreter*innen der Grünen aus Flensburg, dem Kreistag und Harrislee habe ich drei wichtige Stationen rund um Feuerwehr und Katastrophenschutz besucht.
Der Tag begann an der Hauptwache der Berufsfeuerwehr Flensburg am Munketoft. Bei einem Gespräch mit Fachbereichsleiter Carsten Herzog, dem Personalratsvorsitzenden Marco Gülich sowie dem stellvertretenden Stadtwehrführer Hark Paulsen und einer Führung durch die Räumlichkeiten erhielten wir direkte Einblicke in den Alltag der Einsatzkräfte und die örtlichen Gegebenheiten.

Die 1954 für rund 50 Mitarbeitende gebaute Feuerwache ist stark in die Jahre gekommen und platzt aus allen Nähten. Heute arbeiten hier fast 200 Menschen – von der Berufsfeuerwehr über den Rettungsdienst bis zur Verwaltung. Die Fahrzeughalle ist zu klein für moderne Einsatzfahrzeuge, Auszubildende sind im Keller untergebracht, und eine zukunftssichere Infrastruktur fehlt. Ein Gutachten empfiehlt zwei neue Standorte, um die Hilfsfrist einzuhalten. Im Oktober 2023 hat die Flensburger Ratsversammlung den Grundsatzbeschluss für die Zwei-Wachen-Lösung gefasst. Anstelle des ursprünglich geplanten Ersatzneubaus am Munketoft entstehen nun zwei neue Hauptfeuerwachen im Osten (Adelbyer Kirchenweg) und Westen (Quakenweg). Für den Betrieb der zwei neuen Wachen werden laut Organisationsgutachten rund 50 bis 70 zusätzliche Feuerwehrkräfte benötigt, was zum einen eine erhebliche zusätzliche finanzielle Belastung für die Stadt Flensburg bedeutet und in Zeiten des Fachkräftemangels ebenfalls zu einer Herausforderung wird.
Auch der Rettungsdienst verzeichnet steigende Einsatzzahlen. Dadurch, dass in Flensburg Berufsfeuerwehr und Rettungsdienst unter einem Dach vereint sind, gibt es zumindest teilweise Ersatzkapazitäten. Der Bedarf im Katastrophenschutz ist ebenfalls gestiegen – u.a. durch Hochwassergefahren und geopolitische Lagen. Ein Wunsch, der an die Politik herangetragen wurde: Die Kommunalaufsicht im Innenministerium sollte bei Regularien bei Investitionen in die Daseinsvorsorge großzügiger sein.
Anschließend ging es zum provisorischen Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr Jürgensby in der ehemaligen Bundesbank-Filliale. Ein besonderes Highlight war die Führung durch den alten Atomschutzbunker im Keller. Wegen Platzmangel sind Schulungsräume und Kleiderkammer der Freiwilligen Feuerwehr aktuell noch in dem Gebäude der ehemaligen Schule am Campus in der Schulze-Delitzsch-Straße ausgelagert. Offen ist die Frage, ob diese Nutzungsmöglichkeit bestehen bleibt, wenn das Schulgebäude Zweitstandort der Käte-Lassen-Schule wird? Der geplante Neubau am Munketoft ist noch in weiter Ferne, da erst die Berufsfeuerwehren umziehen müssen.

Die sechs Freiwilligen Wehren in Flensburg sind ein unverzichtbarer Stützpfeiler der Gefahrenabwehr – doch auch sie kämpfen mit Personalmangel. Mit aktuell 77 aktiven Mitgliedern wird das Ziel von 110 Feuerwehrleuten laut Feuerwehrbedarfsplan verfehlt. Besonders fehlen Atemschutzträger und Führungskräfte.
Nachwuchs kommt über die Jugendfeuerwehr – mit einem erfreulichem Mädchenanteil von 50%. Doch die Verweilzeiten im Erwachsenenalter sinken, denn das Ehrenamt konkurriert zunehmend mit Beruf und Familie. Die städtische Regelung, die eine Doppeltätigkeit bei Berufs- und Freiwilliger Feuerwehr verbietet, gehört auf den Prüfstand.
Für eine finanzielle und organisatorische Entlastung der Kommunen bei dringend benötigten Neubauten der Freiwilligen Feuerwehren könnte künftig das vom Landtag beschlossene System für modulare Feuerwehrhäuser (Drucksache 20/02184) sorgen. Eine Bedarfsabfrage hierzu bei den Kommunen erfolgte im Frühjahr. Mehr Infos dazu gibt es hier.
Zum Abschluss des Tages stand ein Besuch der Landesfeuerwehrschule in der Süderstraße in Harrislee auf dem Programm. In Gesprächen mit Schulleiter Jan-Rasmus Hansen und seinem Stellvertreter Frank Christiansen wurden Aufgaben, Herausforderungen und Ausbildungsstrukturen an der Schule näher beleuchtet.
Zentrale Aufgabe der Landesfeuerwehrschule ist es insbesondere dem Führungskräftenachwuchs der Freiwilligen Feuerwehren eine gründliche Fachausbildung durch Führungs- und Speziallehrgänge zu vermitteln sowie die Führungsausbildung im Katastrophenschutz zu gewährleisten. Die Grundausbildung für Berufsfeuerwehren findet seit 2022 in Kiel und Lübeck statt.
Mit rund 130 Teilnehmenden pro Tag in 89 verschiedenen Lehrgängen wird sowohl virtuell im Hörsaal (VR, KI, Drohnen) als auch in der Praxis auf dem 4 Hektar großen Übungsgelände am Oxer für den Einsatz trainiert. Doch der steigende Bedarf an der Führungskräfteausbildung übersteigen die Kapazitäten.
Herzlichen Dank für die wertvollen Einblicke. Wir müssen auf allen politischen Ebenen gemeinsam daran arbeiten, dass unsere Feuerwehrstrukturen gut aufgestellt sind. Dirk und ich nehmen einige Hausaufgaben mit in den Landtag. Einen Einblick unseres Besuchs bekommt ihr hier in diesem Video