Eine Delegation um Verbandsdirektor Karsten Schneider vom Landesverband der Volkshochschulen Schleswig-Holsteins e.V. und den stellv. Vorsitzender Michael Kölln hat mich im Landeshaus besucht.
25.06.2025
Sprache ist die Grundlage für eine gelingende Integration. Trotz umfangreicher Maßnahmen auf Bundes- und Landesebene – von Integrationskursen über Erstorientierungskurse (EOK) bis hin zu STAFF.SH (Starterpaket für Flüchtlinge in Schleswig-Holstein) – bestehen nach wie vor strukturelle Herausforderungen: lange Wartezeiten auf Kursplätze, fehlende Lehrkräfte sowie Einschränkungen infolge der Kürzungen im Bundeshaushalt. So wurden im bundesgeförderten System zum einen die Möglichkeit der Spezialkurse wie Jugend- und Frauenintegrationskurse gestrichen und zum anderen verschiedene Kursangebote im Bereich der Deutschsprachförderverordnung auf Eis gelegt.
Um diese Themen ging es auch bei einem Gespräch mit Verbandsdirektor Karsten Schneider vom Landesverband der Volkshochschulen Schleswig‑Holsteins e.V. und den stellv. Vorsitzenden Michael Kölln, die mich mit Mitarbeiter*innen aus den Sprachförderkursen im Landeshaus besucht hat. Der Landesverband bündelt die Aktivitäten von rund 150 VHS‑Standorten im Land und koordiniert gemeinsam mit dem Land und dem Bund verschiedenste Deutsch‑ und Orientierungskurse – von Asylsuchenden bis zu Menschen, die ihre Einbürgerung beantragen möchten. Eine Übersicht dazu findet ihr hier .
Foto by Sönke SchaackSeit 2013 gibt es das Angebot „STAFF.SH“ („Starterpaket für Flüchtlinge in Schleswig-Holstein – STAFF.SH“) als niedrigschwelliges und ergänzendes Sprachkursangebot des Landes, insbesondere für die Personen, die (noch) keinen Zugang zu den Integrationskursen oder Erstorientierungskursen (EOK) des Bundes haben (v.a. Personen mit Duldung), es kann aber auch als Überbrückungsangebot bei langen Wartezeiten genutzt werden. Das geht aus einem Bericht des Sozialministeriums an den Bildungsausschuss aus 2022 hervor. Seit 2023 wurden die Integrationskurse auch für bestimmte Gruppen von Asylbewerbern, Gestatteten und Geduldeten geöffnet, die eine gute Bleibeperspektive haben, was der Landesverband der Volkshochschulen ausdrücklich begrüßt. Die Öffnung bei Geduldeten bedeutet aber weiterhin einen nachrangigen Zugang, der abhängig von Kapazitäten ist und nicht gleichberechtigt zu anderen Teilnehmenden.

Die Leitungen der Projekte STAFF.SH, EOK.SH, Wegweiserkurse (WWK) und Deutschkurs-Kompass stellten mir ihre Leistungen und aktuellen Entwicklungen sowie die Wirkungen der Angebote in ganz Schleswig-Holstein vor. So wurden 2024 über 3.400 Teilnehmende in STAFF- und EOK-Kursen erreicht – unterstützt durch 4,4 Mio. Euro Landesmittel. In diesem Jahr hat das Land die Förderung der landeseigenen Sprachkurse in Ergänzung zu den Integrationskursen des Bundes noch einmal auf 4,9 Mio. Euro erhöht. Neben der Förderung von Kursangeboten wird unter anderem auch die kursbegleitende Kinderbeaufsichtigung sowie die Online-Plattform „Deutschkurs-Finder“ (https://www.deutschkurs-sh.de/) gefördert. Bei der Übergabe der Förderbescheide hatte Staatssekretärin Silke Schiller-Tobies jedoch noch einmal an die Verantwortung der Bundesregierung appelliert, flächendeckend ausreichend Integrationskurse über das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) zur Verfügung zu stellen.
Sorgen bereiten dem Landesverband der Volkshochschulen vor allem die angesichts der Haushaltssituation des Bundes beschlossenen Änderungen beim Gesamtprogramm Sprache und die Mittelkürzungen. Immerhin will die Bundesregierung nun zu den ursprünglich vorgesehenen Ausgaben von rund 763 Millionen Euro für das laufende Jahr nochmals über 300 Millionen Euro zusätzlich für Integrationskurse ausgeben.
Neben der Unterfinanzierung der Träger ging es im Gespräch auch um die unsichere Rechtslage der freiberuflichen Lehrtätigkeit. Hintergrund ist das sogenannte "Herrenberg-Urteil", in dem ein Gericht festgestellt hatte, dass die Tätigkeit einer freiberuflich tätigen VHS-Dozentin eigentlich die Merkmale eines Angestelltenverhältnisses hatte, sie also als sozialversicherungspflichtig beschäftigt werden müsste - mit den entsprechenden Rahmenbedingungen. Begründet wurde das u. a. mit ihrer engen Einbindung in den VHS-Betrieb (feste Kursplanung usw.). Um zu verhindern, dass zahlreiche freiberufliche VHS-Dozent*innen in die Scheinselbständigkeit rutschen, wurde inzwischen eine gesetzliche Übergangsregelung beschlossen, die bis Ende 2026 eine vorläufige Absicherung für Honorarkräfte bietet – eine dauerhafte rechtliche Lösung steht aber noch aus.

Einigkeit bestand darin, dass Sprache der Schlüssel zu gesellschaftlicher Teilhabe ist – und dass eine auskömmliche, planbare Finanzierung sowie eine tragfähige personelle Ausstattung hierfür unverzichtbar bleiben. Hier setzt auch die Weiterbildungsstrategie des Landes an, die es sich zum Ziel gesetzt hat, Volkshochschulen und Bildungsstätten der allgemeinen, kulturellen und politischen Weiterbildung sowohl in ihren haupt- als auch ehrenamtlichen Strukturen zu stärken.
Vielen Dank für den Besuch im Landeshaus und das offene und konstruktive Gespräch.