Im Juli habe ich die Geschäfts- und Beratungsstelle vom Verband alleinerziehender Mütter und Väter (VAMV), Landesverband Schleswig-Holstein e.V., in Kiel besucht.
10. Juli 2025
Alleinerziehendes Elternteil zu sein, ist gar nicht so einfach - das weiß ich aus eigener Erfahrung. Umso mehr schätze ich die Arbeit des Verbandes alleinerziehender Mütter und Väter SH VAMV , der sich für Einelternfamilien stark macht und eine wichtige Anlauf- und Unterstützungsstelle für ihre spezifischen Anliegen ist.
Gerade, weil uns das Thema aktuell auch politisch im Landtag beschäftigt, war mir der persönliche Austausch mit Geschäftsführerin Adrienne Meisel und der neuen Vize-Vorstandsvorsitzenden Meike Mertens besonders wichtig. Wir haben über die rechtliche Lage Alleinerziehender gesprochen, mehr Sichtbarkeit des Themas und darüber, wie sich VAMV SH in seiner Arbeit entwickeln möchte. Zwischen 1996 und 2023 ist die Zahl der Alleinerziehenden mit minderjährigen Kindern bundesweit von 1,3 auf knapp 1,7 Millionen gestiegen. Das entspricht 20 % aller Familien (10. Familienbericht der Bundesregierung). 82 % der Alleinerziehenden sind Frauen, 18 % Männer. Einelternfamilien tragen durch die Mehrfachbelastung besonders hohe Armuts- und Gesundheitsrisiken. Allein in Schleswig-Holstein lebten 2023 rund 101.000 Alleinerziehende mit Kindern unter 18 Jahren. Fast 40 % davon gelten als armutsgefährdet. Mehr dazu hier Bei der Plenarsitzung im Mai haben wir ausführlich darüber diskutiert, wie die Situation Alleinerziehender verbessert werden kann. Im Sozialausschuss werden wir weiter darüber sprechen. Eine schriftliche Anhörung zu mehreren Anträgen läuft derzeit. Unter anderem zu dem Thema steuerliche Entlastung. Hier ist der Bund gefordert. Während durch einen Steuerfreibetrag, wie ihn die FDP fordert, die höheren Einkommen in der Summe viel stärker entlastet würden, möchten wir als Koalitions-Fraktionen eine Steuergutschrift, wie sie auch der VAMV fordert, so dass ein fester Betrag 1:1 von der Steuerschuld abgezogen wird. Jede*r Alleinerziehende erhielte so den gleichen Betrag zumindest bis zur Grenze der Steuerschuld (Drucksache 20/3000 ). Diese Maßnahme war im Koalitionsvertrag der ehemaligen Bundesregierung vorgesehen, wurde von damaligen Bundesfinanzminister Christian Lindner aber nicht umgesetzt. Wir werden uns weiterhin dafür stark machen.
Mir persönlich sind darüber hinaus zwei Themen wichtig: Faire Regelungen beim Unterhaltsvorschuss und bessere Anerkennung von häuslicher Gewalt als Trennungsgrund in Umgangs- und Sorgerechtsverfahren.
Hierzu sage ich in meiner Landtagsrede:
VIDEO VIDEO Die Anrechnung des Kindergelds beim Unterhaltsvorschuss sollte neu geregelt werden. Statt wie bisher zu 100 % sollte es nur noch zur Hälfte angerechnet werden. Denn aktuell profitieren ausgerechnet jene Familien nicht von der Kindergelderhöhung, die keine Unterstützung vom anderen Elternteil bekommen – weil ihnen das Kindergeld beim Unterhaltsvorschuss komplett angerechnet wird. Während bei Unterhalt durch den anderen Elternteil nur 50 % angerechnet werden. Diese Ungleichbehandlung ist nicht nachvollziehbar und sollte beendet werden.
Intensiv gesprochen haben wir auch über das Thema Gewaltschutz und die Erfahrungen aus der Praxis. Seit Jahren fordere ich ein Umdenken im Umgangs- und Sorgerecht. Der Schutz des betroffenen Elternteils (meistens die Mutter) und und der mitbetroffenen Kinder bei häuslicher Gewalt müssen in familienrechtlichen Verfahren anerkannt werden. Umgang mit BEIDEN Elternteilen ist NICHT grundsätzlich die beste Variante für das Kindeswohl, NICHT wenn ein Elternteil gewalttätig ist und Gewalt vorlebt. Auch das Einigungsgebot zwischen getrennten Eltern ist im Kontext häuslicher Gewalt wirklich anders zu beurteilen.
Die Beratungsstelle des VAMV SH leistet ohne Frage wertvolle Unterstützung für Einelternfamilien. Trotz einer einer leichten Anhebung auf aktuell 75.800 Euro jährlich reichen die Fördermittel aber nicht aus, um dem steigenden Bedarfen gerecht zu werden. Die Frage nach einer Erhöhung der Landesförderung nehme ich deshalb mit in die Haushaltsberatungen. Wegen der angespannten Haushaltslage kann ich nichts fest zusagen, mich aber einsetzen. Vielen Dank für das offene und intensive Gespräch und eure wichtige Arbeit!