In einer Gesprächsrunde im Childhood-Haus Flensburg ging es um die geplante neue "201a-Beratung für Kinder" und wie diese in der Praxis funktionieren kann.
14.02.2025
Kinder sind grundsätzlich von häuslicher Gewalt zwischen ihren Eltern (mit)betroffen, denn sie erleben die Gewaltanwendung. Daraus entstehen seelische und psychische Belastungen.
Ich kämpfe seit langem dafür, dass dieser Umstand auch anerkannt wird.
Damit Gerichte und Jugendämter dies zunehmend tun, müssen wir politisch voran gehen. Ich habe mich deshalb im Zuge des Gesetzgebungsverfahrens zur Einführung der elektronischen Fußfessel bei häuslicher Gewalt und Stalking dafür eingesetzt, dass die Mitbetroffenheit von Kinder bei den polizeilichen Interventionmaßnahmen mitberücksichtigt werden kann und dafür gesorgt, dass ein Paragrapf im Landesverwaltungsgesetz geändert wurde, um eine auf die Bedürfnisse von Kindern ausgerichtete proaktive Beratung nach häuslicher Gewalt als neuen Standard in unserem Bundesland einzuführen.

Über die praktische Ausgestaltung dieser neuen "201a-Beratung für Kinder" habe ich mit der Prozesskette in Flensburg gesprochen: also mit der Polizei und den dortigen Hochrisikobeauftragten und mit der Beratungsstelle Wagemut, die punktuell bereits eine ähnliche Arbeit machen. Das Jugendamt war an dem Termin leider verhindert, wird aber weiterhin einbezogen werden.
Denn am Ende soll die neue gesetzliche Regelung nicht nur eine Datenweiterleitungsermächtigung sein, sondern auch den Praxistest schaffen. Nur so erreichen wir einen verbesserten Kinderschutz!
An der intensiven Diskussion beteiligt waren Ulrike Stahlmann-Liebelt (Opferschutzbeauftragte des Landes SH), Dagmar Steffensen, Cornelia Donicht, Susanne Puls (pro familia), Manuela Voß (Polizeistation Harrislee, Hochrisikobeauftragte) und Axel Dobrick (Führungsstab PD Flensburg, verantwortlich für Hochrisikofälle). Ich nehme viele Fragen und Anregungen mit ins weitere Verfahren und bedanke mich bei allen Beteiligten für diesen engagierten und konstruktiven Austausch und insbesondere bei Frau Stahlmann-Liebelt für die Zusammenstellung der Runde im Childhood-Haus Flensburg.
Das Childhood-Haus Flensburg hat am 22.04.2022 den Betrieb aufgenommen und ist eine kinderfreundliche, interdisziplinäre, ambulante Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche, die körperliche und sexualisierte Gewalt (mit)erlebt haben. Im Childhood-Haus arbeiten Justiz, Polizei, vertrauliche Spurensicherung und Beratungsstellen zusammen im Sinne einer "kindgerechten Justiz".
Unter der Trägerschaft der pro familia Schleswig-Holstein e.V. werden hier eine altersgerechte, multiprofessionelle Beratung und Versorgung angeboten und rechtliche Fallabklärung und Zeugenaussagen in kindgerechtem Umfeld aufgenommen.